Diese Zutat aus Schlachtabfällen steckt in drei von vier Proteinriegeln – so erkennen Sie minderwertige Produkte sofort

Beim Gang durch die Supermarktregale begegnen uns zunehmend Energieriegel, die mit verlockenden Versprechen um unsere Aufmerksamkeit buhlen. „Natürlich“, „Proteinreich“, „Fitness“ oder „Balance“ – diese Begriffe zieren die Verpackungen und suggerieren gesundheitsbewussten Verbrauchern, dass sie mit dem Griff zu diesen Produkten eine kluge Entscheidung für ihre Ernährung treffen. Doch hinter den geschickt gestalteten Etiketten verbirgt sich oft eine ganz andere Realität, die beim genaueren Hinsehen ernüchternd wirkt.

Die Illusion der gesunden Zwischenmahlzeit

Energieriegel werden häufig als ideale Lösung für aktive Menschen beworben, die unterwegs eine schnelle, nährstoffreiche Mahlzeit benötigen. Die Verpackungsgestaltung spielt dabei eine zentrale Rolle: Erdige Farbtöne, Bilder von Nüssen, Früchten oder Haferflocken sowie Sportler in Aktion vermitteln den Eindruck von Natürlichkeit und Fitness. Diese visuelle Sprache ist kein Zufall, sondern Teil einer durchdachten Marketingstrategie, die gezielt das wachsende Gesundheitsbewusstsein der Konsumenten anspricht.

Das Problem beginnt jedoch bereits bei der Definition dessen, was ein „Energieriegel“ eigentlich ist. Während der Begriff „Energie“ zunächst neutral klingt, verbirgt sich dahinter häufig nichts anderes als eine erhebliche Menge an Kalorien – hauptsächlich aus Zucker und Fetten. Ein durchschnittlicher Riegel kann problemlos 200 bis 300 Kilokalorien enthalten, was etwa einem Zehntel des Tagesbedarfs eines Erwachsenen entspricht.

Ernüchternde Testergebnisse offenbaren massive Qualitätsmängel

Unabhängige Untersuchungen bestätigen die Zweifel an der Qualität vieler Energieriegel eindrucksvoll. Bei einem umfassenden Test von 19 Energieriegeln erreichte kein einziges Produkt die Bestnote, während vier Riegel mit „ungenügend“ und drei weitere mit „mangelhaft“ bewertet wurden. Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele Produkte enthalten zu viel Fett und Zucker sowie problematische Zusatzstoffe wie Pestizide oder genetisch veränderte Sojasorten.

Ein besonders extremes Beispiel sticht dabei hervor: Ein getesteter Riegel wies einen Fettanteil von 41 Prozent auf – deutlich mehr als ein herkömmlicher Schokoriegel. Ernährungsexperten empfehlen für Energieriegel jedoch eine ganz andere Zusammensetzung: idealerweise nur etwa 15 Prozent Fett und mindestens 75 Prozent Kohlenhydrate. Die Realität in den Supermarktregalen sieht jedoch oft völlig anders aus.

Versteckspiel mit dem Zuckergehalt

Besonders raffiniert gestaltet sich der Umgang mit Zucker. Während viele Verbraucher mittlerweile sensibilisiert sind und nach dem Zuckergehalt Ausschau halten, bedienen sich Hersteller verschiedener Tricks, um den tatsächlichen Süßstoffanteil zu verschleiern. Statt „Zucker“ finden sich in der Zutatenliste Begriffe wie Agavensirup, Reissirup, Dattelsirup, Honig, Fruchtkonzentrate oder Maltodextrin. Diese Zutaten klingen natürlicher und gesünder, doch aus stoffwechselphysiologischer Sicht handelt es sich dabei ebenfalls um Zucker, der den Blutzuckerspiegel in die Höhe treibt.

Ein weiterer Trick besteht darin, mehrere verschiedene Zuckerarten zu verwenden. Da die Zutatenliste nach absteigender Menge geordnet ist, erscheint keine einzelne Zuckerart an prominenter Stelle. Würde man jedoch alle Süßungsmittel zusammenrechnen, stünde Zucker nicht selten an erster oder zweiter Stelle der Zutatenliste. Manche Riegel enthalten über 20 Gramm Zucker – das entspricht mehr als sechs Teelöffeln und übersteigt damit bereits einen erheblichen Teil der von Gesundheitsorganisationen empfohlenen Tagesmenge.

Minderwertige Proteine und fragwürdige Inhaltsstoffe

Bei Proteinriegeln zeigt sich ein ähnlich bedenkliches Bild. Tests ergaben, dass mehr als drei Viertel der untersuchten Produkte Kollagenhydrolysat oder Gelatine enthielten – Proteine minderer Qualität, die in der Regel aus Schlachtabfällen wie Rinderknorpel oder Hahnenkämmen hergestellt werden und vor allem als kostengünstige Füllstoffe dienen. Von 20 getesteten Proteinriegeln erhielten lediglich drei die Bewertung „gut“, während kein einziges Produkt die Note „sehr gut“ erreichte.

Noch problematischer ist der Einsatz synthetischer Süßstoffe. Nahezu alle getesteten Riegel enthielten synthetisch hergestellte Süßstoffe wie Sucralose, die in der wissenschaftlichen Diskussion immer wieder kritisch betrachtet werden, da sie mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Nur drei der getesteten Produkte kamen ohne diese umstrittenen Zusätze aus.

Aromastoffe verschleiern die wahren Zutaten

Ein weiteres Problem, das bei den Untersuchungen zutage trat: Kein einziger Riegel kam ohne Aromastoffe aus. Zwar steht häufig „natürliches Aroma“ auf der Zutatenliste, doch der Verbraucher erfährt nicht, welcher Rohstoff tatsächlich dahintersteckt. Die rechtliche Definition von „natürlichem Aroma“ ist so weit gefasst, dass sich beispielsweise aus Schimmelpilzkulturen hergestelltes Nussaroma ebenfalls als „natürlich“ deklarieren lässt. Was auf den ersten Blick nach transparenter Kennzeichnung aussieht, verschleiert in Wirklichkeit mehr, als es offenbart.

Proteinbetonte Werbung als Ablenkungsmanöver

Ein besonders beliebter Marketingkniff ist die Hervorhebung des Proteingehalts. „10 Gramm Protein“ prangt in großen Lettern auf der Vorderseite, während der hohe Zucker- und Fettgehalt nur im Kleingedruckten zu finden ist. Tatsächlich enthält ein solcher Riegel dann zwar die beworbene Proteinmenge, gleichzeitig aber oft 15 bis 25 Gramm Zucker und 10 bis 15 Gramm Fett. Das Verhältnis der Nährstoffe zueinander ist für eine ausgewogene Ernährung jedoch mindestens ebenso wichtig wie die absolute Menge einzelner Komponenten.

Interessanterweise entspricht die Nährstoffzusammensetzung vieler dieser „Fitness-Riegel“ in etwa der eines herkömmlichen Schokoriegels – manchmal liegt der Fettgehalt sogar darüber. Der wesentliche Unterschied liegt nicht im Inhalt, sondern in der Vermarktung und im Preis, denn Energieriegel kosten häufig das Doppelte oder Dreifache.

Proteinriegel sind für die meisten Menschen überflüssig

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung stellt klar: Bei ausgewogener Ernährung ist zusätzlich zugeführtes Protein nicht notwendig. Der tägliche Proteinbedarf lässt sich problemlos über natürliche Lebensmittel decken. Bereits 100 Gramm Haferflocken, 300 Milliliter Sojamilch, 200 Gramm Tofu, 100 Gramm Kichererbsen und zwei Scheiben Vollkornbrot reichen aus, um den Tagesbedarf zu erfüllen. Selbst Menschen, die fünfmal pro Woche jeweils 30 Minuten trainieren, benötigen keine zusätzliche Proteinzufuhr.

Nur Leistungssportler haben tatsächlich einen erhöhten Proteinbedarf, der über die normale Ernährung hinausgeht. Für Freizeitsportler und Menschen mit moderater körperlicher Aktivität sind High-Protein-Produkte aus ernährungsphysiologischer Sicht schlichtweg überflüssig. Natürliche Proteinquellen bieten zudem den Vorteil, dass sie nicht die problematischen Begleitstoffe wie große Mengen Zucker, minderwertige Füllproteine oder synthetische Süßstoffe enthalten.

Was Verbraucher wirklich wissen sollten

Die Entscheidung für oder gegen einen Energieriegel sollte auf Basis vollständiger Informationen getroffen werden. Prüfen Sie die Zutatenliste sorgfältig auf alle Formen von Zucker und rechnen Sie diese gedanklich zusammen. Achten Sie auf minderwertige Proteinquellen wie Kollagenhydrolysat oder Gelatine und meiden Sie Produkte mit synthetischen Süßstoffen wie Sucralose. Vergleichen Sie das Verhältnis von Protein zu Zucker – ein ausgewogener Riegel sollte mindestens ebenso viel Protein wie Zucker enthalten.

Hinterfragen Sie Marketing-Begriffe wie „natürlich“ oder „Balance“ kritisch und seien Sie skeptisch bei beworbenen Zusätzen wie L-Carnitin, deren Nutzen nicht wissenschaftlich belegt ist. Manche Hersteller reichern ihre Riegel mit Substanzen an, die trotz hartnäckiger Gerüchte über Leistungssteigerung und Fettverbrennung keine wissenschaftlichen Belege für einen positiven Effekt bieten. Auch Aufschriften wie „Quelle von Ballaststoffen“, „Mit Vitaminen angereichert“ oder „Enthält Omega-3-Fettsäuren“ erwecken den Eindruck eines funktionellen Lebensmittels, können aber bei häufigem Verzehr sogar zu einer Überversorgung führen.

Alternative Perspektiven für den bewussten Konsum

Energieriegel sind nicht grundsätzlich schlecht, doch ihr tatsächlicher Nutzen hängt stark vom Kontext ab. Für Ausdauersportler, die während eines mehrstündigen Trainings schnell verfügbare Energie benötigen, können sie durchaus sinnvoll sein. Für den durchschnittlichen Verbraucher, der im Büro arbeitet und sich moderat bewegt, stellen sie jedoch häufig eine unnötige Kalorienquelle dar, die eher zu Gewichtszunahme als zu gesteigerter Fitness beiträgt.

Wer tatsächlich eine praktische, nährstoffreiche Zwischenmahlzeit sucht, findet oft bessere Alternativen: Eine Handvoll Nüsse mit einem Stück Obst, ein Vollkornbrot mit Aufstrich oder ein selbst gemischtes Müsli bieten ähnliche oder bessere Nährwerte ohne die Marketingaufschläge und versteckten Zuckerfallen. Diese natürlichen Optionen enthalten hochwertige Proteine, Ballaststoffe und Mikronährstoffe in ihrer ursprünglichen Form, ohne problematische Zusatzstoffe oder minderwertige Füllstoffe.

Die wachsende Zahl kritischer Verbraucher führt allmählich zu Veränderungen am Markt. Transparentere Kennzeichnung und ehrlichere Produktkommunikation werden zunehmend eingefordert. Die Testergebnisse zeigen allerdings, dass der Weg zu wirklich hochwertigen Produkten noch weit ist. Bis sich bessere Standards flächendeckend durchsetzen, bleibt die Eigenverantwortung des informierten Verbrauchers das wirksamste Werkzeug gegen irreführende Marketingpraktiken. Die Fähigkeit, Etiketten kritisch zu lesen und Werbeversprechen zu hinterfragen, wird damit zu einer wichtigen Kompetenz für gesundheitsbewussten Konsum im modernen Supermarkt.

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