Ihre Pflanzen ersticken buchstäblich unter der Erde – dieser vergessene Haushaltstrick bringt tote Blumenerde in 3 Wochen wieder zum Leben

Verdichtete oder zu kompakte Blumenerde ist ein unscheinbares, aber weitverbreitetes Problem, das über die Jahre Millionen von Zimmerpflanzen und Gartenbeeten das Leben gekostet hat. Das Substrat, das Pflanzen eigentlich tragen und nähren soll, verwandelt sich unbemerkt in eine dichte Masse, die weder Luft noch Wasser richtig durchlässt. Wurzeln kämpfen um Sauerstoff, Staunässe entsteht, Nährstoffe werden unzugänglich, und schließlich beginnen Blattverlust und Wurzelfäulnis – ein Teufelskreis aus mikrobiologischer Dysbalance und physikalischer Starre.

Die Symptome zeigen sich oft schleichend. Zunächst wirkt die Pflanze nur etwas müde, die Blätter verlieren an Glanz, das Wachstum verlangsamt sich. Viele Hobbygärtner vermuten Nährstoffmangel und greifen zum Dünger – doch das verschlimmert das Problem meist noch. Denn die eigentliche Ursache liegt tiefer, buchstäblich unter der Oberfläche: in den Mikroporen und Luftkanälen des Substrats, die sich nach und nach geschlossen haben.

In geschlossenen Töpfen und Kübeln fehlt jener natürliche Regenerationsprozess, den Böden im Freiland durch Frost-Tau-Wechsel, Regenwurmaktivität und den Druck wachsender Wurzeln erleben. Stattdessen setzt ein langsamer Kollaps der Bodenstruktur ein, verstärkt durch wiederholtes Gießen, das die feinen Partikel immer enger zusammenpresst. Was einmal locker und luftig war, verwandelt sich in eine kompakte Masse, die kaum noch Wasser aufnimmt und in der Wurzeln buchstäblich ersticken.

Dabei lässt sich die Bodenstruktur einfacher wiederbeleben, als viele denken. Nicht durch teuren Spezialdünger, sondern durch Verständnis der physikalischen Mechanismen und durch einige gezielte DIY-Eingriffe, die den Luft-, Wasser- und Nährstoffhaushalt wieder ins Gleichgewicht bringen.

Wenn Erde atmet: die physikalische Basis fruchtbarer Bodentextur

Eine gute Blumenerde ist kein totes Füllmaterial, sondern ein poröses, lebendiges System aus organischer Substanz, mineralischen Partikeln, Wasser, Luft und Mikroorganismen. In dieser feinen Balance entscheidet der Anteil der sogenannten Makroporen – größere Hohlräume für Luft und Wasserbewegung – darüber, ob Wurzeln gesund wachsen können.

Gärtnerische Praxis zeigt, dass in gesunden Substraten etwa 50 Prozent des Volumens aus Hohlräumen besteht. Die Hälfte davon sollten Makroporen sein, durch die Wasser schnell abfließen kann und die sich anschließend mit Luft füllen. Die andere Hälfte bilden Mikroporen, die Feuchtigkeit kapillar halten und so für gleichmäßige Wasserversorgung sorgen.

Mit der Zeit kollabieren diese Poren unter Druck, wiederholtem Gießen oder unregelmäßigem Trocknen. Torfhaltige Erden verlieren besonders schnell ihre Struktur, weil der organische Anteil schrumpft, wenn er austrocknet, und dann bei Feuchtigkeit nicht mehr aufquillt. Folge: ein kompakter, luftloser Boden, der an einen Ziegel erinnert – kaum mehr durchdringbar für Wurzeln oder Gießwasser.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist Verdichtung ein Prozess der Partikel-Neuordnung: die kleinen Ton- und Schluffkörner rücken enger zusammen, verdrängen die Luft, und die Kapillarität des Wassers verändert sich. Die feinen Partikel setzen sich in den Zwischenräumen ab, verstopfen die Drainagewege und blockieren den Gasaustausch. Nur wenn der Boden wieder eine stabile, differenzierte Porenverteilung besitzt, kann Wasser ablaufen und gleichzeitig Feuchtigkeit halten – die Kernfunktion einer gesunden Pflanzenumgebung.

Besonders problematisch wird es, wenn das Substrat einmal vollständig ausgetrocknet ist. Torf und ähnliche organische Materialien werden dann hydrophob – sie stoßen Wasser regelrecht ab. Das Gießwasser läuft an der Topfinnenwand hinunter und aus dem Abzugsloch heraus, ohne das Substrat zu durchfeuchten. Die Wurzeln bleiben trocken, obwohl man gegossen hat – ein frustrierendes Phänomen, das viele Pflanzenbesitzer kennen.

Warum verdichtete Erde Pflanzen krank macht

Die Auswirkungen zeigen sich oft schleichend. Anfänglich sieht die Oberfläche nur leicht verkrustet aus, doch die Veränderungen darunter sind dramatisch. Sauerstoffmangel ist das erste Problem: Wurzeln sind lebende Organe, die atmen. Sie nehmen Sauerstoff auf und geben Kohlendioxid ab – ein Prozess, der für die Zellatmung und Energiegewinnung unerlässlich ist. In der gärtnerischen Literatur wird immer wieder betont, dass Wurzeln ohne ausreichend Luft in den Zwischenräumen auf anaerobe Stoffwechselprozesse umschalten müssen, ein Notprogramm, das deutlich weniger Energie liefert und langfristig zum Absterben von Wurzelgewebe führt.

Dann kommt das Stauwasser: Das Wasser staut sich an der Oberfläche oder bleibt in den unteren Schichten eingeschlossen. Erst kommen Pilzsporen, dann Bakterien, schließlich Wurzelfäule. Das charakteristische Bild: braune, matschige Wurzeln, die beim Berühren zerfallen und einen unangenehmen Geruch verströmen. In diesem Stadium haben sich bereits fakultativ anaerobe Mikroorganismen etabliert, die in sauerstoffarmen Bedingungen gedeihen und Fäulnisprozesse vorantreiben.

Gesunde Gartenerde beherbergt eine vielfältige Gemeinschaft von Mikroorganismen. Aerobe Bakterien und Pilze, die Nährstoffe pflanzenverfügbar machen, verschwinden in sauerstoffarmen Bedingungen. Pathogene Organismen, die in anaeroben Verhältnissen besser zurechtkommen, übernehmen das Feld. Diese mikrobielle Verschiebung wird in der Fachliteratur als einer der Hauptgründe für das Versagen von Pflanzsubstraten genannt.

Verdichtung beeinträchtigt auch den Ionenaustausch zwischen Bodenpartikeln und Wurzelhaaren. Selbst bei ausreichendem Dünger sind viele Nährstoffe nicht mehr pflanzenverfügbar, weil sie entweder chemisch gebunden oder physisch unerreichbar sind. Phosphat beispielsweise kann in verdichteten, nassen Böden leicht in unlösliche Verbindungen überführt werden. Stickstoff geht durch Denitrifikation verloren – ein Prozess, bei dem anaerobe Bakterien Nitrat zu gasförmigem Stickstoff umwandeln, der dann in die Atmosphäre entweicht.

Besonders betroffen sind Topfpflanzen, weil sich in geschlossenen Gefäßen keine natürliche Bodenregeneration entwickeln kann. Anders als im Gartenbeet, wo Regenwürmer, Insekten und Wühlmäuse ständig den Boden durchmischen und belüften, bleibt Topferde sich selbst überlassen. Die Folgen manifestieren sich in typischen Stresssymptomen: gelbe Blätter, die von unten nach oben abfallen; verkümmertes Wachstum trotz ausreichender Düngung; welke Pflanzen trotz feuchter Erde; anfällige Pflanzen, die jeden Schädling und jede Krankheit anziehen. All diese Signale deuten auf ein gemeinsames Grundproblem hin: Die Wurzeln funktionieren nicht mehr richtig, weil ihr Lebensraum lebensfeindlich geworden ist.

Die DIY-Strategie zur Wiederherstellung einer lockeren Bodenstruktur

Hier beginnt der praktische Teil: Wie kann man die Erde wieder atmungsaktiv machen, ohne sie komplett zu entsorgen? Professionelle Gärtner setzen auf strukturelle Zusätze und mikrobiologische Belebung. Beides lässt sich im Haushalt kostengünstig umsetzen.

Physische Auflockerung

Zuerst muss das geschlossene Gefüge gebrochen werden. Das bedeutet nicht, dass man die Erde einfach umrührt – das reicht nicht. Ziel ist es, stabile, dauerhafte Luftporen zu schaffen. Perlite oder Bimsgranulat werden in der professionellen Gärtnerei seit Jahrzehnten eingesetzt. Sie verbessern Drainage und Strukturstabilität, indem sie als permanente Abstandshalter zwischen den Bodenpartikeln fungieren. Ihre poröse innere Struktur speichert Wasser, gibt es aber auch leicht wieder ab.

Kokosfasern regen die Kapillaraktivität an, halten Wasser gleichmäßig verteilt und fördern zugleich Durchlüftung. Anders als Torf bleiben Kokosfasern auch nach dem Austrocknen quellfähig und nehmen bereitwillig wieder Wasser auf. Ihre Fasernstruktur schafft mechanische Stabilität im Substrat.

In der traditionellen japanischen Gartenkunst und zunehmend auch in der modernen Landwirtschaft geschätzt, bindet Pflanzenkohle Nährstoffe, verhindert Auswaschung und bietet Lebensraum für Mikroorganismen. Die mikroskopisch kleinen Poren in der Kohle dienen als Unterschlupf für nützliche Bakterien und Pilze, während die große Oberfläche als Ionenaustauscher fungiert.

Grobkörniger Sand ist sinnvoll bei sehr feinen Substraten, um Makroporen zu schaffen. Quarzsand mit einer Körnung von 1-3 mm verhindert das Zusammenbacken feiner Partikel. Nicht zu viel verwenden, sonst verrutscht das Verhältnis – mehr als 20-30 Volumenprozent können das Substrat zu schwer machen und die Wasserspeicherfähigkeit zu stark reduzieren.

Mischverhältnis: etwa ein Drittel dieser Zusätze auf zwei Drittel bestehende Erde, gut durchgemischt. Bei Topfpflanzen kann man die obere Schicht austauschen oder beim Umtopfen neu strukturieren. Wichtig ist dabei, die Pflanze vorsichtig aus dem alten Substrat zu lösen, die äußeren Wurzeln leicht zu lockern und dann in die neue, verbesserte Mischung zu setzen.

Biologische Reaktivierung

Physische Poren allein genügen nicht – Bodenleben ist entscheidend. In aktiven Substraten halten Mikroorganismen die Partikelstruktur stabil, indem sie Polysaccharide und Proteine ausscheiden, die Bodenpartikel zu kleinen Krümeln verbinden. Dieser Prozess der Aggregatbildung wird in der Bodenkunde als wesentlich für langfristige Strukturstabilität angesehen.

Komposttee ist ein mit Sauerstoff durchlüfteter Auszug aus reifem Kompost, reich an Mikroorganismen, die den Boden sofort beleben. Die Herstellung ist einfach: Reifen Kompost in einem Beutel aus grobem Stoff in Wasser hängen, 24-48 Stunden mit einem Aquariumbelüfter durchlüften, dann als Gießwasser verwenden. Die aerobe Vermehrung der Mikroben während dieses Prozesses erzeugt eine konzentrierte Suspension nützlicher Bodenbakterien und Pilze.

Vermicompost oder Wurmhumus enthält Enzyme und Humate, die organisches Material langfristig in stabile Huminsäuren umwandeln. Regenwürmer reichern mit ihrem Verdauungsprozess das Material nicht nur mit Nährstoffen an, sondern formen es auch in stabile Krümel mit ausgezeichneter Porenstruktur. Wurmhumus hat eine außergewöhnlich hohe Kationenaustauschkapazität und kann daher große Mengen Nährstoffe speichern.

Fermentierte Pflanzenreste nach dem Bokashi-Prinzip liefern Milchsäurebakterien und andere fermentative Mikroorganismen, die die mikrobielle Vielfalt erhöhen. Das Bokashi-Prinzip stammt aus Japan und nutzt die fermentative Konservierung organischer Abfälle. Die entstehende saure, mikrobielle Gemeinschaft kann verdichtete Böden aufschließen und Nährstoffe mobilisieren.

Wasser- und Gießmanagement

Selbst die beste Struktur zerfällt, wenn sie ständig überflutet wird. Verdichtete Erde entsteht oft durch zu häufiges, aber oberflächliches Gießen. Besser ist ein rhythmischer Wechsel aus Durchfeuchtung und fast vollständigem Abtrocknen. Dieser Wechsel ahmt natürliche Regenzyklen nach und erlaubt den Wurzeln, in den Trockenphasen zu atmen.

  • Gießwasser vollständig durchlaufen lassen, bis es unten austritt. Nur so kann man sicher sein, dass auch die unteren Substratschichten durchfeuchtet werden.
  • Überschüssiges Wasser aus Untersetzern nach wenigen Minuten entfernen. Stehendes Wasser im Untersetzer führt zu Sauerstoffarmut in den untersten Wurzelzonen.
  • Zwischendurch eine Austrocknungsphase zulassen, in der sich Poren mit Luft füllen können. Die Fingerprobe hilft: Erst gießen, wenn die oberen 2-3 cm angetrocknet sind.

Zusätzlich kann man Blähton oder groben Kies als Drainageschicht unten im Topf verwenden – eine einfache, aber wirksame physikalische Entkoppelung von Wasser und Bodenvolumen. Diese Drainageschicht sollte 3-5 cm dick sein und durch ein Vlies vom eigentlichen Substrat getrennt werden, damit keine Feinpartikel in die Drainage eingeschwemmt werden.

Subtile Indikatoren: Woran man erkennt, dass die Erde wieder lebt

Ein frisch gelockerter Boden fühlt sich anders an – nicht nur optisch, sondern haptisch. Nach einigen Tagen zeigen sich deutliche biologische Signale, die erfahrene Gärtner intuitiv wahrnehmen: Die Oberfläche bleibt nach dem Gießen einige Stunden feucht, ohne Wasserfilm zu bilden. Das Wasser zieht gleichmäßig ein, statt abzuperlen oder sich in Pfützen zu sammeln. Beim leichten Drücken mit dem Finger federt die Erde elastisch zurück, anstatt klumpig oder schmierig zu bleiben. Diese Elastizität zeigt, dass die Krümelstruktur intakt ist.

Wurzeln, die zuvor braunlich oder matschig wirkten, beginnen wieder zu verzweigen. Neue weiße Wurzelspitzen werden sichtbar – ein untrügliches Zeichen, dass die Pflanze wieder aktiv wächst und das Substrat durchdringt. Der typische modrige Geruch verschwindet, stattdessen entsteht ein erdiger, leicht pilziger Duft – das Zeichen aerob arbeitender Mikroorganismen.

Manchmal sieht man an der Substratoberfläche einen feinen weißen Flaum – das sind meist Pilzhyphen, die sich ausbreiten. Viele Hobbygärtner erschrecken, doch in den meisten Fällen sind dies harmlose Saprophyten, die organisches Material abbauen und zur Bodengesundheit beitragen. Sie verschwinden wieder, sobald das abbaubare Material verbraucht ist.

Diese Veränderungen beweisen, dass das Gleichgewicht zwischen Sauerstoff, Wasser und organischer Aktivität wiederhergestellt ist. Die Pflanze reagiert meist innerhalb weniger Wochen mit kräftigerem Wachstum, dunkleren Blättern und allgemein verbesserter Vitalität.

Kombination aus Wissenschaft und Handwerk: langfristige Stabilität sichern

Auf Dauer genügt es nicht, alte Erde nur umzuarbeiten. Langfristig entscheidend ist eine nachhaltige Bodenkultur, die Struktur und Biodiversität erhält. Dafür braucht es ein Verständnis der elementaren Prozesse, die in gesunden Böden ablaufen.

Ton-Humus-Komplexe entstehen, wenn organisches Material mit Tonpartikeln interagiert – eine stabile Matrix, die sowohl Nährstoffe hält als auch Poren offen lässt. Diese Komplexe bilden sich durch elektrostatische Anziehung zwischen negativ geladenen Tonpartikeln und positiv geladenen Stellen an Humusmolekülen. Dazu muss regelmäßig organische Substanz nachgeliefert werden – etwa durch Kompostgaben oder Mulch. Eine jährliche Gabe von 5-10 Volumenprozent reifem Kompost reicht oft aus.

Mykorrhiza-Pilze erweitern das Wurzelnetz und verbessern die Bodenstruktur durch ihre verzweigten Hyphen, die wie ein dreidimensionales Netz die Bodenpartikel umschlingen und stabilisieren. Kommerzielle Mykorrhiza-Präparate lassen sich beim Umtopfen einmischen; auch natürliche Blattstreu oder Waldboden können den Pilzbesatz fördern. Die Hyphen erhöhen die effektive Wurzeloberfläche um das Hundert- bis Tausendfache und erschließen Nährstoffe aus Bereichen, die Wurzelhaare nie erreichen würden.

Ein leicht mit Luft gefüllter Boden produziert kontinuierlich CO₂ durch die Atmung von Wurzeln und Mikroorganismen, das über Diffusion entweicht – ein Zeichen für aktive Bodenatmung. Wenn die Erde zu nass ist, stoppt dieser Prozess. Man kann die Bodenatmung grob einschätzen, indem man das Substrat riecht: Ein frischer, erdiger Geruch deutet auf aerobe Aktivität hin, ein muffiger oder fauliger Geruch auf anaerobe Verhältnisse.

In Topfsystemen fehlt der natürliche Frost-Tau-Rhythmus, der im Freien die Erde automatisch aufbricht. Man kann diesen Effekt nachahmen, indem man im Winter trockene Erde kurzem Frost aussetzt: Das gefrierende Wasser expandiert, bricht Mikrorisse auf, und nach dem Auftauen entsteht wieder Porosität. Winterharte Kübelpflanzen profitieren von diesem natürlichen Lockerungsprozess, wenn man sie nicht zu warm überwintert.

Materialien, die man besser vermeidet

Einige Substanzen verschlechtern die Bodenstruktur dauerhaft – oft als unbeabsichtigte Folge gut gemeinter Experimente. Die gärtnerische Literatur warnt regelmäßig vor diesen häufigen Fehlern.

Reiner Torf ist anfänglich locker und luftig, verliert aber nach dem Austrocknen sein Volumen dramatisch und wird hart wie Zement. Ausgetrockneter Torf kann sein Volumen um bis zu 50 Prozent reduzieren und wird dann wasserabweisend. Selbst intensives Gießen bringt ihn kaum wieder zum Quellen. Torf sollte immer nur als Beimischung verwendet werden, nie als alleiniges Substrat.

Katzenstreu oder feinkörnige Lehmzusätze speichern Wasser zu stark, ohne es wieder abzugeben. Tonmineralien in Katzenstreu quellen bei Nässe auf und bilden eine gelartige Masse, die Wurzeln erstickt. Auch feinkörniger Lehm kann in Topfsubstraten problematisch sein, da er bei Nässe schmiert und bei Trockenheit zu harten Klumpen verhärtet.

Zu viel organischer Abfall wie Kaffeesatz pur ist ebenfalls kritisch. Kaffeesatz, Teebeutel oder frische Küchenabfälle enthalten zu viele Feinstoffe, die sich in Poren absetzen und sie verstopfen. Zudem verbrauchen sie beim Abbau Stickstoff und können vorübergehend zu Nährstoffmangel führen. In kleinen Mengen – maximal 5-10 Prozent – und gut vermischt sind sie nützlich, in größeren Konzentrationen aber kontraproduktiv.

Diese Materialien können in kleinen Mengen nützlich sein, sollten aber immer mit mineralischen Komponenten kombiniert werden, um das Verhältnis von festen Partikeln zu Poren zu bewahren. Die Faustregel lautet: Nie mehr als 20 Prozent eines einzelnen Materials verwenden, sondern stets Mischungen aus organischen und mineralischen Komponenten anstreben.

Der Einfluss der Mikrobiologie auf die Bodenstruktur

Die Mikroorganismen in der Erde sind die eigentlichen Architekten stabiler Krümelstruktur. Sie produzieren Exopolysaccharide – komplexe Zucker, die wie Klebstoff wirken – aber gleichzeitig die Durchlüftung fördern, indem sie Bodenpartikel zu Aggregaten formen, zwischen denen Lufträume bleiben. Dieses Prinzip lässt sich durch gezieltes Füttern erhalten.

Kleine Mengen Haferflocken, Stroh oder verdünnte Melasse aktivieren Bakterien, ohne durch übermäßigen Sauerstoffverbrauch anaerobe Zonen zu schaffen. Die langsame, kontinuierliche Zersetzung dieser Materialien hält die mikrobielle Aktivität auf einem moderaten, gesunden Niveau.

Die Verwendung von Waldhumus oder Laubkompost fördert Pilze gegenüber Bakterien. Pilzdominierte Böden neigen zu dauerhafteren Bodenaggregaten, die weniger kollabieren, weil die langen Pilzhyphen ein mechanisch stabiles Netz bilden. Für die meisten Zierpflanzen und Gehölze ist ein pilzreiches Substrat ideal.

Interessant ist auch der Effekt von Biochar – Pflanzenkohle bietet Mikroorganismen mikroskopische Lebensräume in ihrer porösen Struktur und bleibt über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte stabil. Archäologische Funde der Terra Preta in Amazonien zeigen, dass mit Pflanzenkohle angereicherte Böden ihre Fruchtbarkeit über viele Generationen bewahren können. Dadurch bleibt die Krümelstruktur erhalten, selbst wenn organisches Material abgebaut wird.

Die Oberfläche von Pflanzenkohle kann zudem Nährstoffionen und sogar Toxine binden, sie vor Auswaschung schützen und bei Bedarf wieder freisetzen. Diese Pufferfunktion stabilisiert das chemische Milieu im Substrat und schützt empfindliche Wurzeln vor plötzlichen pH-Schwankungen oder Salzstress.

Praktische Beispiele: vom Topf bis zum Beet

Ein kleiner Vergleich zeigt, dass dieselben Prinzipien in unterschiedlichen Maßstäben funktionieren. Bei einer Zimmerpflanze in 20 cm-Topf mischt man ein Drittel Perlite, ein Drittel Kokosfaser, ein Drittel alter Erde; leicht anfeuchten und gut mischen. Drei Wochen später mit verdünntem Komposttee beleben (1:10 mit Wasser). Die Pflanze vorsichtig austopfen, den äußeren Wurzelballen leicht auflockern und in die neue Mischung setzen. In den ersten Wochen zurückhaltend gießen, damit sich die Wurzeln in das neue Substrat ausstrecken.

Im Hochbeet empfiehlt sich jährliche Einmischung von Laubkompost – 10 Prozent Volumen – und Gesteinsmehl im Frühjahr. Alle zwei Jahre die oberen 10-15 cm oberflächlich lockern mit einer Grabegabel, ohne die Schichten zu zerstören oder umzudrehen. Das erhält die natürliche Bodenschichtung, bei der sich oben humusreiche und unten mineralreichere Zonen befinden – ein Profil, das viele Pflanzen bevorzugen.

Bei Kübelpflanzen auf dem Balkon mischt man nach der Winterpause die oberen 5 cm mit leichter Holzkohle – eine Handvoll pro 10 Liter Topfvolumen – und Vermicompost. Bei jedem Gießen den Rhythmus variieren – nicht stur alle drei Tage, sondern nach Bedarf, abhängig von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Pflanzenaktivität. An heißen Sommertagen kann tägliches Gießen nötig sein, im Frühherbst reicht oft einmal pro Woche.

Das Ziel ist immer dasselbe: ein lockerer, atmender und mikrobiell aktiver Boden, der Wasser hält, ohne zu stauen, und Nährstoffe speichert, ohne sie festzulegen. Diese Balance ist dynamisch und muss je nach Pflanze, Jahreszeit und Standort angepasst werden.

Der unterschätzte Faktor: Zeit

Viele erwarten sofort sichtbare Ergebnisse, doch Bodengesundheit ist ein Prozess, kein Ereignis. Strukturelle Stabilität entsteht erst, wenn sich organische und mineralische Komponenten neu arrangieren und mikrobielle Besiedlung wieder etabliert ist. Dieser biologische Aufbau dauert Wochen bis Monate, je nach Temperatur und Feuchtigkeit.

Bei Temperaturen um 20 Grad Celsius und gleichmäßiger Feuchtigkeit vermehren sich Bodenmikroben schnell, und die ersten Anzeichen der Regeneration zeigen sich bereits nach zwei bis drei Wochen. Bei kühleren Temperaturen kann es deutlich länger dauern – im Winter stagniert die mikrobielle Aktivität weitgehend.

Das bedeutet: Nicht wieder in alte Muster zurückfallen – kein dauernd nasser Topf, keine ständige Düngung, die Salze ansammelt und die mikrobiellen Gemeinschaften stört.

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